Wer als Mitglied einer Minderheitenliste im Betriebsrat sitzt, kennt es nur zu gut: Informationen fließen spärlich – oder gar nicht. Zugang zum Betriebsratsbüro? Fehlanzeige. Mitgestaltung? Wird oft blockiert. Die Mehrheit entscheidet – und zwar nach dem Prinzip: „The winner takes it all.“

Viele Kolleg:innen aus Minderheitenfraktionen erleben genau das: Sie werden systematisch vom Informationsfluss ausgeschlossen, wichtige Unterlagen und Korrespondenzen erreichen sie verspätet oder gar nicht. Und das oft ausgerechnet durch Listen, die sich offiziell für Demokratie und Mitbestimmung starkmachen.

Dabei gilt: Das Betriebsverfassungsgesetz gibt der Betriebsratsmehrheit kein Monopol auf Macht. Im Gegenteil! Es garantiert jedem einzelnen Mitglied weitreichende Rechte und eine unabhängige Mandatsausübung.

Gerade jetzt – im Vorfeld der nächsten Betriebsratswahlen – ist der richtige Zeitpunkt, sich dieser Rechte bewusst zu werden. Und sie selbstbewusst zu nutzen:

🔹 Du darfst Einsicht nehmen – in sämtliche Unterlagen und digitalen Daten des Betriebsrats, unabhängig davon, ob du in einem Ausschuss bist oder nicht.
🔹 Du darfst Kolleg:innen begleiten und unterstützen, ohne vorher das Gremium fragen zu müssen.
🔹 Du darfst Vorschläge einbringen, Anträge vorbereiten und dich dafür freistellen lassen.
🔹 Du darfst öffentlich Stellung beziehen – auf Betriebsversammlungen, in Flugblättern oder Petitionen – solange der Betriebsfrieden gewahrt bleibt.

💡 Und wichtig: Datenschutz und Geschäftsgeheimnisse sind kein Vorwand, um Minderheitenrechte einzuschränken. Das Gesetz ist klar: Betriebsratsmitglieder unterliegen gegenüber einander keiner Schweigepflicht (§ 79 BetrVG).

Wenn du also das Gefühl hast, deine Arbeit werde systematisch behindert: Du bist nicht allein – und du hast mehr Rechte, als man dir vielleicht weismachen will.

👉 Nutze sie. Und: Bereite dich gut auf die nächste Wahl vor. Präsentiere deiner Belegschaft, wofür du stehst: für echte Beteiligung, für Transparenz, für Mitbestimmung für alle – nicht nur für die Mehrheitsliste.

Denn eines ist sicher: Eine starke Minderheitenliste sorgt für demokratisches Gleichgewicht – und bringt frischen Wind ins Gremium.

Jetzt ist die Zeit, dich zu positionieren. Mut lohnt sich – und wir unterstützen dich bei allen Herausforderungen. Melde dich jederzeit gern in der AUB Geschäftsstelle.